Tränen der Ungerechtigkeit

traene

Emil, in der ersten Klasse, im Schulhaus Dorf in Oberwinterthur. Ein schmaler Junge. Der Sohn einer ledigen Mama. Stigmatisiert. Irgendwie. Damals. Vermutlich hatten seine Hefte Flecken und Eselsohren und er hat oft seine Sachen vergessen. Auch den Turnsack. Emil musste dann in seinen Unterhösli turnen. In diesen Boxerschörtsli mit den weiten Beinen. Alle haben sein «Pfiffeli» gesehen. Sie hat ihn damit bestraft und gequält. Sie, Fräulein Vollenweider. Das hat mich irrsinnig, wirklich irrsinnig, gegen sie aufgebraucht. Auch ich konnte ihren drakonischen Strafen dann nicht entgehen. Sie wurde zum Glück bald pensioniert. Die strenge, böse, frustrierte, alte Jungfer.
Nach einer Logosynthese kann ich jetzt irgendwie besser mit den Ungerechtigkeiten der Welt, ohne Taschentücher.

Emil ist dann weggezogen. Oder musste die Klasse wechseln. Ich erinnere mich nicht. Würde aber zu gern wissen, was aus ihm geworden ist.
Emil? Es war so etwa 1970, in Oberi, im Dorfschulhaus. Bist du irgendwo?

 

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